[ Zum Wassereinbruch ]


Trocknung eines Kellers nach Wasserschaden

Nachdem der betroffene Keller gereinigt war, hatte ich (Jens) nur noch ein großes Problem: Wie trocknet man den Keller aus?

Technische Trocknung

Es gibt Firmen, die das professionell erledigen. Mauerwerkstrockenlegung, Technische Trocknung, Kernbohrungen sind die Begriffe, die da plötzlich interessant werden. Nun ja, ich habe so ein Ingenieurbüro angerufen, und der Fachmann höchst persönlich stand am nächsten Tag in meinem Keller. In einem Raum, in dem kein Wasser eindrang, hat er die zwei Elektroden eines Messgerätes in die Dehnungsfuge zwischen Außenwand und Estrich gesteckt und gesagt: "Sehen Sie her, der Zeiger schlägt aus. Die gesamte Kellersohle ist nass." Nach seiner Meinung müssen alle Kellerräume, auch die scheinbar nicht betroffenen, technisch trockengelegt werden, und zwar bald. Anderenfalls würde ich dauerhafte Schäden in den Wänden und der Dämmung bekommen. Wenn sich dann nach einiger Zeit auch noch der Estrich hebt, müssten alle Füßböden komplett erneuert werden. Mein Wunsch, erst einmal an einer Stelle den Estrich aufzubohren und zu schauen, was wirklich los ist, hat er mit Verweis auf seine große Erfahrung abgelehnt. Der Herr hat mir noch kurz das Prinzip der technischen Trocknung erklärt und ist dann mit dem Hinweis verschwunden, dass ich in den nächsten Tagen ein Angebot erhalten werde. Mit der Trocknung könne er frühestens in drei Wochen beginnen, denn das Unwetter hat ihm ja eine ganze Auftragsflut beschert.

Bei der technischen Trockung wird in jedem Raum der Fußboden aufgebohrt, in meinem Fall zwei bis vier Bohrungen pro Raum. Die Kernbohrungen haben einen Durchmesser von einigen Zentimetern und gehen durch den Estrich. Durch diese Löcher wird mit Hilfe leistungsstarker Ventilatoren warme Luft hineingeblasen. Diese Luft drückt die Feuchtigkeit an die Wand, d.h., an der Dehnungsfuge zwischen Estrich und Wand kommt die feuchte Luft heraus. Im Zimmer aufgestellte Luftentfeuchter sammeln das Wasser auf. Das ganze dauert ca. drei Wochen.

Nachdem ich das Angebot über die technische Trocknung erhalten habe, war ist ersteinmal über die Gesamtkosten erschrocken. Klar, dass das Setzen der Kernbohrungen und die dreiwöchige Benutzung der Geräte nicht billig ist. Das allein sollte schon über 2000 Euro kosten. Dazu kommen noch geschätzte 1000 Euro Stromkosten und das Verschließen der Löcher. Da der Fußboden in allen Kellerräumen bereits fertig war (je nach Raum PVC-Belag, Auslegware, Fliesen bzw. versiegelt), hätte das auch noch mal einiges an Arbeit und Geld gekostet. Also habe ich mich um Alternativen umgeschaut.

Alternativen

Im Prinzip gibt es nur drei Möglichkeiten: Um nun diese Varianten bewerten zu können, habe ich mit vielen Leuten gesprochen, von denen ich mir Hoffnung versprochen hatte. Doch ich musste bald feststellen, dass in meinem Umfeld scheinbar niemand wirklich Ahnung davon hat. In Hochwassergebieten sieht das sicherlich anders aus, doch die von mir befragten Personen haben eigentlich alle nur Vermutungen geäußert. Es gab aber zwei Leute aus dem Baugewerbe, die unabhängig voneinander Estrich nach einem Wasserschaden erneuert hatten. Beide haben mir berichtet, dass die Dämmung unter dem Estrich völlig trocken war. Da kamen mir die ersten Zweifel an dem Ingenieurbüro und der unbedingt notwendigen technischen Trockenlegung, zumal dieses Trocknungsverfahren ja in erster Linie die Dämmung unter dem Estrich trocknet. Als ich dann noch nach langer Recherche im Internet auf eine Abhandlung gestoßen bin, die das Feststellen der Feuchtigkeit mit einem elektrischen Messgerät, so wie es das Ingenieurbüro bei mir getan hat, als unseriös darstellt (erstens misst man damit nicht die Feuchtigkeit unter dem Estrich sondern den Widerstand an der Wand, die ja naturgemäß die Feutigkeit immer besser aufnimmt und zweitens kann man den Messbereich auch so einstellen (z.B. im Mega-Ohm-Bereich), dass der Zeiger praktisch immer ausschlägt), wollte ich es nun genau wissen, was unter dem Estrich los ist.

Eigene Untersuchungen

Im Kellerflur, in dem das Wasser stand, habe ich den PVC-Belag zur Seite gerollt und mit Hilfe eines Bekannten in der Mitte eine Kernbohrung gesetzt. Das Ergebnis: Keine Spur von Wasser. Nun sind wir in den Raum gegangen, wo das Wasser eingedrungen ist und am höchsten stand, und haben in einer Ecke, wo das Wasser zwangsweise nach unten gelaufen sein muss, den Fußboden geöffnet. Das Ergebnis war verblüffend: Das Wasser ist in der Ecke nur bis max. 10 cm und sonst am Rand nur etwa 3 cm in die Ritzen zwischen Estrich, Folie und Dämmung eingedrungen (siehe Bild 1). Die Styropor-Dämmung selbst nimmt kein Wasser auf. Bild 2 zeigt, dass unter dem PVC-Belag der Estrich nur am Rand nass wurde.

Wassereinbruch in die Dämmung
Bild 1: Kaum Wassereinbruch in die Dämmschicht hinein
Wassereinbruch unter PVC-Belag
Bild 2: Nur der Rand des Estrichs ist unter dem PVC-Belag nass.


Wir haben den Fußboden an mehreren Stellen geöffnet. Das Ergebnis war immer das gleiche, außer wenn es in der Dämmschicht Hohlräume gab. Das ist z.B. entlang von Heizungsrohren der Fall. Dort drang das Wasser ein. Doch zum Glück liegen nur wenige Rohre in meinem Kellerfußboden.

Nun weiß ich, dass das Verhalten des Ingenieurbüros viel mehr vom wirtschaftlichen Interesse als von der fachlichen Notwendigkeit geprägt war. Und da er das "erst einmal schauen was los ist" kategorisch ablehnte, muss ihm wohl bewusst gewesen sein, dass eine technische Trocknung in meinem Fall gar nicht so dringend notwendig ist. Für mich jedenfalls ist dieses Geschäftsgebaren zweifelhaft.

Meine Lösung

Ich habe mich für eine natürliche Trocknung entschieden. Die Wände im Keller, bei mir Ziegelmauerwerk, nehmen das Wasser, welches in der Dehnungsfuge nach unten gelaufen ist, auf, und geben es an die Raumluft ab. Solange schönes Wetter war, habe ich den Keller gut gelüftet. Unterstützt wurde das Trocknen durch einen kleinen Luftentfeuchter, den ich abwechselnd in den verschiedenen Räumen zum Einsatz gebracht hatte (dann natürlich bei geschlossenen Fenstern). Nach etwa sechs Wochen hat er kaum noch Feuchtigkeit aufgenommen. Nur an den Stellen, wo in unmittelbarer Nähe in der Dämmung Heizungsrohre liegen, hat es einige Monate gedauert, bis keine Spuren von Nässe mehr zu sehen waren.

Diese Stellen wurden allerdings ein Jahr später erneut feucht. Die lange Periode mit extremer Hitze im Sommer 2006 hat den Keller so sehr aufgewärmt, dass nochmals etwas Wasser entlang den Heizungsrohren nach außen gedrückt wurde.

Die Gefahr von dauerhaften Schäden sehe ich in meinem Fall nicht, da Wasser der Styropor-Dämmung nichts antut und die Kellersohle mit einer Schweißbahn dicht ist.

Fazit

Inwieweit bei einem Wassereinbruch die Dämmung unter dem Estrich in Mitleidenschaft gezogen wird, lässt sich pauschal nicht sagen. Hier muss im Einzelfall geprüft werden. Der Druck, der durch den Estrich auf die Dämmung lastet, lässt zumindest bei einer Styropor-Dämmung keinen vertikalen Platz für eindringendes Wasser. Hohlräume in horizontaler Richtung, z.B. entlang von Rohren oder auch zwischen zwei benachbarten Styropor-Platten, nehmen dagegen schnell Wasser auf.

Bei einigen Firmen, die sich auf Gebäudetrockenlegung spezialisiert haben, kann man schon den Verdacht bekommen, dass die Notlage der Betroffenen ausgenutzt wird, um den einen oder anderen Euro mehr zu verdienen als unbedingt notwendig wäre. Begünstigend wirkt da sicherlich auch die Tatsache, dass ein Großteil der Gebäudetrockenlegungen durch eine Versicherung bezahlt werden.

© 2006 Jens Müller